Sucralose – das süße Gift

Okt 2, 2024 | Lebensmittel

Welche gravierenden Auswirkungen der Süßstoff auf unser Mikrobiom und unsere Gesundheit hat

Der Süßstoff Sucralose gerät immer mehr in den Verdacht, schädliche Auswirkungen auf den Menschen zu haben. Doch was ist wirklich dran? Ist das bloße Panikmache, oder gibt es studiengestützte Fakten dazu?

Getränke, Milchprodukte, Süßwaren, Backwaren, Tiefkühlprodukte, Würzmittel, Saucen, Nahrungsergänzungsmittel, Proteinshakes – die Liste der Lebensmittel, bei denen Sucralose als „süßender Stoff“, also als Süßstoff, verwendet wird, scheint fast endlos. Das liegt daran, dass Sucralose von allen konventionellen Süßstoffen den höchsten Süßungsgrad aufweist. Im Vergleich zu herkömmlichem Zucker ist Sucralose 400- bis 600-mal süßer.

Das hat zwei wesentliche Vorteile: Erstens können selbst nicht vorteilhaft schmeckende Stoffe mit nur geringen Mengen genießbar gemacht werden, und zweitens ist der Einsatz durch die geringen Mengen mit niedrigen Kosten verbunden. Die Lebensmittelindustrie profitiert also doppelt davon.

In einem Kilogramm Proteinpulver liegt die typische Menge zwischen 0,1 und 0,5 Gramm. Dies bedeutet, dass eine 50-Gramm-Portion Proteinpulver etwa 5 bis 25 Milligramm Sucralose enthält. Das mag auf den ersten Blick wenig erscheinen, ist es aber nicht.

Zulassungsprozess und falsche Annahmen: Was ist bei Sucralose schiefgelaufen?

Als 1998 die ursprüngliche Zulassung durch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) erfolgte, geschah dies unter folgenden Annahmen:

  • Stabilität im Körper: Sucralose soll fast vollständig und unverändert den Darm passieren und wieder ausgeschieden werden.
  • Keine Wirkung auf das Darmmikrobiom: Sucralose sollte inert, also biologisch inaktiv, sein und keinen Einfluss auf die Bakterien haben.
  • Keine Beeinträchtigung der Darmbarriere: Sucralose sollte keine schädliche Wirkung auf die Darmwand haben.
  • Keine Bioakkumulation: Sucralose sollte sich nicht im Körper anreichern.
  • Keine Auswirkungen auf den Glukose- oder Insulinstoffwechsel: Sucralose sollte keine Wechselwirkungen mit dem Blutzuckerspiegel haben.
  • Keine krebserregenden Eigenschaften: Sucralose sollte das Krebsrisiko nicht erhöhen.

Heute wissen wir: Alle Annahmen scheinen falsch zu sein. Dies bestätigen an Menschen und Tieren durchgeführte Studien.

Entdeckung und Vermarktung: Sucralose – ein Zufallsfund mit enormem Potenzial

Ein Forscher der Firma Tate & Lyle entdeckte 1976 in Zusammenarbeit mit der University of London Sucralose, als er die Verbindung irrtümlich testete und dabei den extrem süßen Geschmack bemerkte. Das Unternehmen konzentriert sich auf Spezialzutaten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Schnell wurde der enorme wirtschaftliche Nutzen erkannt, und nach ersten Tests zur Sicherheit und Wirksamkeit folgte in den 1990er-Jahren eine aggressive Markteinführung des Produkts, zuerst noch unter dem Markennamen Splenda.

Natürlich oder künstlich? Sucralose im Vergleich zu anderen Süßstoffen

Der Süßstoff gilt als synthetischer Süßstoff, im Gegensatz zu Stevia, welches als natürlicher Süßstoff eingestuft wird. Sucralose kommt nicht in der Natur vor und wird durch eine Veränderung des Haushaltszuckers hergestellt, bei der bestimmte Hydroxylgruppen durch Chloratome ersetzt werden. Diese Chlorierung verändert die Struktur erheblich. Auch die FDA stuft Sucralose als künstlichen Süßstoff ein.

Welche Sucralose-Form ist schädlich?

Die reine Sucralose ist, entgegen der damaligen Zulassung durch die FDA, bereits schädlich. In verschiedenen Studien konnte dies einwandfrei nachgewiesen werden. Besonders schädlich ist sie bei langfristiger Einnahme. Da sie aber in so vielen Produkten als Süßungsmittel verwendet wird, ist eine kontinuierliche Aufnahme schnell gegeben.

Zusätzlich wird Sucralose im Darm teilweise in Sucralose-6-Acetat umgewandelt. Ebenfalls ist dieses Abbauprodukt auch in geringer, aber relevanter Konzentration in handelsüblicher Sucralose vorhanden. Sucralose-6-Acetat ist wesentlich schädlicher als die Sucralose selbst.

Wechselwirkungen Sucralose – Mikrobiom: Was passiert im Darm?

Es gibt zwei wesentliche Wechselbeziehungen zwischen Sucralose und dem Mikrobiom:

Förderung des Abbauprodukts Sucralose-6-Acetat durch die Bakterien

Dies ist eine Hypothese, die momentan geprüft wird. Hierbei würde das Mikrobiom direkt die Umwandlung von Sucralose in die schädlichere Form Sucralose-6-Acetat unterstützen. Dies erscheint wahrscheinlich, da Mikroorganismen die dafür benötigten Enzyme besitzen. Auch das saure Milieu des Magens könnte eine Rolle dabei spielen oder auch Produkte, die vom Mikrobiom gebildet werden und dann mit der Sucralose zu Sucralose-6-Acetat interagieren könnten.

Direkte Wirkung der Sucralose auf das Mikrobiom

Primär ist hier der negative Einfluss auf das Mikrobiom zu nennen. Es verändert sich nicht nur, sondern Studien konnten nachweisen, dass vor allem die nützlichen Darmbakterien wie Lactobacillus und Bifidobacterium gezielt verringert wurden, während das Wachstum von entzündungsfördernden Bakterien gefördert wurde. Ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom ist die Ursache vieler Krankheiten und sollte weitestgehend vermieden werden.

Weitere gesundheitliche Schäden durch Sucralose

Aber Sucralose und ihr Abbauprodukt verursachen noch viel mehr als eine negative Beeinflussung des Mikrobioms. Im Folgenden werden nur die drei wesentlichsten Gesundheitsschäden durch den Konsum aufgezeigt.

gebrochene DNA Stränge
Sucralose hat genotoxische Effekte

A. Beeinträchtigung der Darmintegrität

Sucralose und noch wesentlich mehr das Abbauprodukt Sucralose-6-Acetat können über verschiedene Mechanismen, wie oxidativen Stress, Störung der Zellverbindungen, Entzündungsreaktionen und Veränderung des Mikrobioms, die Darmwand schwächen. Dies trägt zum gefürchteten „Leaky-Gut-Syndrom“ bei, bei dem Bakterien und deren Toxine aus dem Darm in den Blutkreislauf eindringen.

Die Darmwand ist ein ganz wichtiger Schutzwall gegen die in großen Mengen im Darm vorliegenden Bakterien. Bricht diese Barriere zusammen, so strömen die Bakterien, Giftstoffe und auch noch unverdauten Nahrungsbestandteile in das Blut. Dies führt zu einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme, wie Entzündungsreaktionen, Autoimmunerkrankungen und einem gestörten Hormonhaushalt.

Der Patient merkt dies vor allem durch Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Hautprobleme und eine Vielzahl anderer gesundheitlicher Probleme.

Das Leaky-Gut-Syndrom kann durch verschiedene diagnostische Tests nachgewiesen werden, da z. B. bestimmte Stoffe vermehrt im Blutkreislauf festgestellt werden. Eine Behandlung des Leaky-Gut-Syndroms ist möglich, erfordert aber eine ganzheitliche Herangehensweise.

B. Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels

Sucralose kann die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse beeinflussen. Es wird bei Sucraloseaufnahme vermehrt Insulin ausgeschüttet. Eine längere übermäßige Insulinantwort führt irgendwann zu einer Insulinresistenz. Dadurch wird weniger Zucker aus dem Blut in die Muskel-, Fett- und Leberzellen aufgenommen, sodass der Zuckerspiegel im Blut ansteigt. Eine Typ-2-Diabetes ist die Folge.

C. Förderung von Krebs

Das Abbauprodukt von Sucralose, das Sucralose-6-Acetat, und in geringerem Maße auch Sucralose selbst, haben in Studien gezeigt, dass sie eine erhöhte Genotoxizität aufweisen. Dabei wird die DNA in den Zellen geschädigt, was wiederum Mutationen auslöst und potenziell Krebs verursachen kann. Auch hat der Süßstoff direkte Auswirkungen auf den Reparaturmechanismus, d.h. Zellen sind weniger in der Lage, DNA-Schäden, die grundsätzlich ständig vorkommen, zu reparieren. Erhöhte Mutationen und Krebs sind die Folge.

Die Genotoxizität ist wahrscheinlich die drastischste gesundheitliche Nebenwirkung, weil sie direkt auf DNA-Ebene relevant ist. Es ist wichtig, sich dies nochmals vor Augen zu halten: Hier ist ein Stoff, der das Potenzial besitzt, die DNA in unseren Zellen zu schädigen. Zusätzlich hemmt er auch die Reparatur der Genschäden, die er selbst verursacht hat. Ein wahrhaft toxisches System.

Welche Sucralose-Konzentration ist im Körper schädlich?

Wie immer macht auch bei Sucralose die Dosis das Gift. Die Frage ist also: Kann die Sucralose und ihr Abbauprodukt bereits in gängigen Konzentrationen der Gesundheit schaden? Kann Sucralose dabei das Mikrobiom beeinflussen? Die Antwort ist ganz klar: Ja!

Die genotoxische Wirkung, also die Schädigung der DNA, wird bereits bei 0,15 µg/Person/Tag beobachtet. Dies ist ein Wert, der bereits in einer einzigen sucralosehaltigen Getränkedosis überschritten wird. Zusätzlich kommt es sowohl bei Sucralose als auch bei Sucralose-6-Acetat zu einer Bioakkumulation, also zu einer längerfristigen Anreicherung im Körper.

Warum ist Sucralose nicht bereits verboten? Ein Blick hinter die Kulissen

Das Hauptproblem ist: Sucralose wurde bereits zugelassen. Dies zu widerrufen ist ein komplexer regulatorischer Vorgang, bei dem viele wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen sowie potenzielle Regressansprüche. Die Untersuchungen zur Zulassung fanden jedoch alle in den 1990er-Jahren statt, als noch nicht die molekularbiologischen Methoden zur Verfügung standen, die heute genutzt werden.

Sucralose business
Sucralose ist ein gutes Geschäft

Zudem wurden gerade die Genotoxizitätsexperimente an in vitro Zellkulturen oder in Tiermodellen durchgeführt, sind also per se nicht mit Humanstudien vergleichbar. Hier aber zeigt sich das Problem unserer heutigen Zeit: Vermehrt werden heutzutage Zellkulturenstudien gefordert, um Humanstudien und auch Tierversuche aus ethischen Gründen zu ersetzen. Zeigen aber diese „Ersatzstudien“ eine Gefährdung, dann werden keine Konsequenzen gezogen, weil entsprechende Humanstudien fehlen.

Aber würde man – im Fall von Sucralose – explizit Experimente an Menschen durchführen? Und ist es nicht ausreichend, wenn Konzentrationen, die bei dem Konsum von Sucralose üblich sind, in Zellkulturen und Tierexperimenten die Schädigung der DNA zeigen? Bedarf es dann wirklich noch einer Übertragung auf den Menschen, die aber aus den erwähnten Gründen in dieser Form wohl kaum erfolgen wird?

Es entsteht ein negativer Ringschluss: Folgen werden erst dann gezogen, wenn es einen Beweis bei Humanstudien gibt, die jedoch nicht durchgeführt werden, weil negative Folgen zu befürchten sind. Solange passiert nichts! Sucralose wird weiterhin erlaubt, und die Menschen werden dadurch gefährdet. Die Krebsraten werden weiter steigen, und da Krebs multifaktorielle Ursachen hat und selten auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden kann, zeigen die Statistiken einen Anstieg an Krebserkrankungen – doch ein Verbot der Sucralose wird angesichts der bereits erfolgten FDA-Zulassung und der Lobbyarbeit der Konzerne wohl nicht in naher Zukunft erfolgen. Die Leidtragenden dabei sind die – uninformierten – Konsumenten.

Warum gibt es eigentlich Süßstoffe?

Doch das Problem liegt wieder einmal tiefer. Der Einsatz von Sucralose und auch anderen Süßstoffen ist nur eine Antwort auf den Markt. Es ist ein Symptom und nicht die Ursache. Das Problem ist der Wunsch des Verbrauchers, dass alles möglichst „gut“, mit anderen Worten süß, schmecken soll. Inwieweit die Ernährungsindustrie den Verbraucher dazu erzogen hat, soll nicht an dieser Stelle diskutiert werden. Fakt ist jedoch, dass die Konsumenten nicht bereit sind, Abstriche zu machen: Ernährung soll kalorienreduziert und trotzdem schmackhaft sein.

Für die Industrie ist es einfach, ein nicht schmeckendes Produkt wie einen zuckerlosen Saft oder eine Proteinmischung mit Sucralose geschmacklich angenehmer zu gestalten. Und sie macht es auch, da ansonsten ihre Produkte von den meisten Verbrauchern nicht akzeptiert würden, die wiederum durch den jahrelangen Zuckereinsatz der Ernährungsindustrie in hohen Konzentrationen an das Süße in den Lebensmitteln gewöhnt wurden.

Diese Teufelsspirale muss durchbrochen werden. Und das kann nur durch unabhängige Aufklärung geschehen. (JS)

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Weiterführende Literatur:

Romo-Romo et al. (2018):
Romo-Romo, A., Aguilar-Salinas, C. A., Brito-Córdova, G. X., Gómez-Díaz, R. A., & Almeda-Valdes, P. (2018). Sucralose decreases insulin sensitivity in healthy subjects: A randomized controlled trial. American Journal of Clinical Nutrition, 108(3), 485–491. doi: 10.1093/ajcn/nqy152​.

Pepino et al. (2013):
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Li et al. (2020):
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Bian et al. (2017):
Bian, X., Chi, L., Gao, B., Tu, P., Ru, H., & Lu, K. (2017). Gut microbiome response to sucralose and its potential role in inducing liver inflammation in mice. Frontiers in Physiology, 8, Article 487. doi: 10.3389/fphys.2017.00487​.

Schiffman & Rother (2013):
Schiffman, S. S., & Rother, K. I. (2013). Sucralose, a synthetic organochlorine sweetener: Overview of biological issues. Journal of Toxicology and Environmental Health, Part B, 16(7), 399-451. doi: 10.1080/10937404.2013.842523​.

Schiffman et al. (2023):
Schiffman, S. S., Scholl, E. H., Furey, T. S., & Nagle, H. T. (2023). Toxicological and pharmacokinetic properties of sucralose-6-acetate and its parent sucralose: In vitro screening assays. Journal of Toxicology and Environmental Health, Part B, 26(6), 307-341. doi: 10.1080/10937404.2023.2213903​.

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